this post was submitted on 30 Jun 2023
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Klimawandel
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Den Punkt mit der Formel 1 verstehe ich überhaupt nicht: Motorsport ist eine Randerscheinung und klimapolitisch (zumindest derzeit) quasi irrelevant. Das Phänomen "Autos auf einer Rennstrecke" hat kaum Berührungspunkte zum Phänomen "Autos im Privatbesitz als Fortbewegungsmittel und Stehzeug auf öffentlichen Flächen". Der Kampf gegen Letzteres, das klimapolitisch Höchstrelevant ist, ist allerdings ein absoluter No-Brainer, weil darauf ja noch viel mehr Probleme zurückgehen als der bloße Schaden an Klima und Umwelt - und das ohne auf der Habenseite irgendwelche Benefits zu bringen, die bei näherem Hinsehen noch Bestand hätten.
Aber Kritik an Klimaaktivismus fällt ja sowieso selten geistreich aus.
Motorsport trägt schon zur Faszination rund um Autos bei und dazu, dass sie eben mehr sind als nur Fortbewegungsmittel. Da wird der Verbrenner weiterentwickelt, das ist deutsche Ingenieurskunst und es hängen viele Arbeitsplätze und (vermeintlicher) Wohlstand an der ganzen Branche dran.
Und während Menschen sich mit Motorsport beschäftigen, beschäftigen sie sich nicht mit was anderem und schon gar nicht mit diesem nervigen Klimathema. Die Berichterstattung darüber nimmt in den Medien ebenso Zeit ein, in der nicht über andere Dinge berichtet werden kann.
Also ganz unproblematisch ist das alles nicht. Rechtfertigt natürlich nicht, Aktivist:innen zu kritisieren, weil sie das vor Jahren ebenfalls mal faszinierend fanden. Ganz im Gegenteil, Menschen die bereit sind, sich zu verändern sind ja genau das, was wir brauchen.
Ich sehe es genauso wie du. Was du ansprichst, ist genau der Raum, den ich frei lassen wollte mit der Formulierung, dass es da kaum Berührungspunkte zwischen den beiden Phänomenen gäbe. Unabhängig von dieser gesellschaftlichen Dimension sind Motorsport und Autozentrismus der Alltagsinfrastruktur aber weitestgehend getrennt voneinander. Das eine ist ein Problem an sich, das andere trägt nur dazu bei - als Ursache und als Folge.
Ich find's aber wichtig, genau das zu benennen weil es mMn ein unterschätzter Faktor ist. Da kickt nämlich die kognitive Dissonanz richtig stark rein.
Wenn deine Existenz in irgendeiner Form von der Autoindustrie abhängt und du dich deswegen eh schon nicht mit der Klimakrise auseinanderzusetzen willst, weil das gewisse Privilegien infrage stellt, dann setzt du dich halt am Sonntag lieber vor den Fernseher und guckst Formel 1.
Die meisten Menschen die Formel Eins verfolgen, gehen vermutlich mindestens 40 Stunden die Woche lohnarbeiten. Nebenbei haben sie sowas wie Familie, ein Haus, vielleicht ein Aktiendepot und höchstwahrscheinlich ein Auto. Da bleibt nicht so viel Zeit übrig, um sich mit Krisen zu beschäftigen.
Man macht halt gern, was den Status erhält. Ich glaube das ist nicht ein Problem, das nur Konservative haben.