this post was submitted on 20 Nov 2023
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Weil das Konsens ist und seitdem Israel am Drücker mit Kriegsverbrechen ist. Keiner hat Bock vor jeden verdammten Beitrag nochmal einen Disclaimer zu schreiben, dass man die Hamas scheiße findet.
Nicht mal, dass man die Wirkung der Angriffe vom 7. Oktober anerkennt? Ich habe letztens von einer palästinischen Bekannten einen langen Text zur Einordnung der Lage in Gaza verlinkt bekommen. Lauter Antworten auf Fragen, die sich im Zuge dieses Konfliktes stellen, aus palästinensischer Sicht. Mit keinem Wort wurde die Hamas oder ihre Angriffe auf Israel erwähnt. Wie soll man das ernst nehmen?
Außerdem: wie soll Israel auf die Attacken der Hamas reagieren? Wenn sie die Hamas schlagen will, muss sie in den Gazastreifen und insbesondere Gaza Stadt. Wo die Hamas bewusst ihre Infrastruktur mit der zivilen Infrastruktur verwoben hat. Wie würdest du dieses Dilemma lösen?
Kleine Teams in Spezialoperationen senden, statt alles zerbomben? Attraktive Angebote machen, und den Palästinensern eine bessere Zukunft ohne Hamas ermöglichen und sich auf dieser Basis die Unterstützung der Bevölkerung erarbeiten? Das würde natürlich einfahcer gehen, wenn man in den letzten Jahrzehnten und speziell in den letzten Jahren nicht jede Gelegenheit genutzt hätte, um den Palästinenser klarzumachen, was man von ihnen hält.
Sowohl die Verhinderung der aktuellen Eskalation, als auch den Umgang damit jetzt, hätte man von Israel aus deutlich ziviler und wirksamer gestalten können. Aber es ist nicht im Interesse der israelischen Regierung und der Mehrheit der israelischen Bevölkerung, die diese Regierung gewählt hat. Sie wollen die Vertreibung und Vernichtung der Palästinenser. Diese Rhetorik gab es schon vor der letzten Wahl und sie hat massiv zugenommen. Ebenso wie der Siedlerterrorismus mit Unterstützung durch die IDF, bzw. direkt durch die IDF verübt, zugenommen hat.
Wir sehen hier nur die nächste Stufe einer gewollten langfristigen Eskalation.
Das lässt sich leicht sagen aus unserer Warte. Häuserkampf in dicht bebautem Gebiet ist mit das gefährlichste, was man militärisch machen kann.
Da bin ich bei dir. Das Problem ist, dass die derzeitige Regierung unter Netanyahu mit einem Feindbild Palästina und einem offenen Konflikt sehr gut leben kann. Ich hoffe jedenfalls, dass man auch dort unterscheidet zwischen den Palästinensern, die klar für eine Zwei-Staaten-Lösung einstehen und denjenigen, die offen die Vernichtung Israels anstreben und man mit ersteren zusammenarbeitet, während man letztere bekämpft. Eine Verwaltung Gazas durch den Staat Palästinas unter Abbas könnte ich mir vorstellen. Grundsätzlich kann ich aber auch nicht ignorieren, dass der Angriff der Hamas am 7. eben auch eine klare Antwort der Israelis notwendig macht.
Quasi seit Tag 1 des Staates Israel wird von arabischer Seite gegen ihn Krieg geführt. Jedes Mal verloren, jedes Mal Gebiete eingebüßt, und trotzdem immer wieder aufs Neue noch mal probiert. Ich halte nichts von der Siedlungspolitik der Israelis im Westjordanland, umgekehrt wollten die Palästinenser zu den jeweiligen Zeitpunkten aber auch nichts von den angebotenen Aufteilungs-Kompromissen hören. Nicht in den 40ern, nicht in den 60ern und auch heute eher nicht. Stattdessen will man immer eher auf das zurück, was man jeweils vor dem Krieg hatte. Wo soll das enden, wenn nicht auch sie irgendwann mal einen Kompromiss akzeptieren werden? Sie werden Israel nicht besiegen und erst recht nicht auslöschen.
Das ist richtig. Aus einer neutralen Perspektive würde ich aber sagen, dass die Option zu wählen ist, bei der der legitime Erfolg, die Hamas langfristig von weiteren Angriffen abhalten, mit dem geringsten Verlust von Menschenleben erzielbar ist. Was Israel macht, ist das Leben der eigenen Soldaten zum Faktor 200 und mehr gegen das Leben der Palästinenser einzutauschen, in dem alles kurz und klein gebombt wird. Wobei man auch da an Beispielen wie Stalingrad und Grosny gesehen hat, dass auch völlig zerstörtes urbanes Gebiet noch sehr blutigen Häuserkampf bedeutet. Inwiefern also die Todeszahlen auf israelischen Seite durch die Bombardements verringter werden konnten, ist zumindest zweifelhaft.
Ich bezog mich jetzt auf Diskussionen auf Feddit oder ähnliches, weil es einem da immer wieder vorgewurfen wird. Im Format eines Artikels kann man da durchaus einen Satz drauf verwenden.
Ich sehe den jetzigen militärischen Einsatz weniger kritisch als die vorherigen Bombardierungen und vor allem die Blockade von Lebensmitteln, Wasser und Treibstoff. Die humanitäre Lage ist weiterhin katastrophal, weil einfach nicht ausreichend Hilfslieferungen über diesen einen Grenzübergang geliefert werden können und diese Hilfe aufgrund fehlender Feuerpausen auch nicht in die nördlichen Bereiche kommt. Krankenhäuser anzugreifen geht aber immer noch zu weit, solange es keinen wasserdichten Beweise für den Aufenthalt einer signifikanten Anzahl von Hamas Kämpfern gibt. Man sieht ja, wie löchrig die Beweislage dafür war, wenn jetzt Israel ernsthaft Aufnahmen vom 7.10. zur Rechtfertigung des Einsatzes heranzieht, wo man sieht, dass ein verletzter Geisel (und ein zumindest äußerlich Unverletzter) ins Krankenhaus gebracht wurde.
Genau genommen sieht man momentan aus dem Gazastreifen eigentlich gar nichts ganz genau und objektiv.
Soll heißen: weder das eine (Israel bombardiert völkerrechtswidrig Krankenhäuser!) noch das andere (Israel bekämpft gezielt Kommandostellungen der Hamas!) kann man momentan mit Sicherheit sagen oder ausschließen.
Völkerrechtlich braucht es "nur" einen militärischen Vorteil durch die Bekämpfung des Zieles. Es reicht also schon, wenn übertrieben gesagt, aus dem Keller heraus Angriffe geplant werden.