this post was submitted on 04 Nov 2023
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Jo sorry aber als in Deutschland aufgewachsener Palästinenser kann ich dir nicht zustimmen. Ich bin auch deutscher Staatsbürger und bin absolut gegen die Position der Regierung, sich bedingungslos mit Israel zu solidarisieren. Palästinensische Stimmen werden systematisch unterdrückt, Palästinensische Flaggen sind in Berliner Schulen verboten, Demos wurden pauschal für Wochen verboten.
Ich fühle mich komplett Verarscht, niemand den ich kenne steht auf Terror und Hamas, wir sind aber genauso Menschen, die Träume, Ziele, Wünsche, Geschwister, Eltern, Kinder haben. Verwandte von meinem besten Freund sind gerade schwer Verletzt und liegen im Sterben, weil die Krankenhäuser alle entweder keinen Strom mehr haben, oder sogar bombardiert wurden. Hat Wochen nichts von teilen seiner Familie gehört. Einen Freund auf nem Video von nem Bombenangriff nach wochenlanger Funkstille gesehen. Die Leute haben ja größtenteils keinen Strom und kein Internet mehr.
Das ist die Realität von uns. Und mir gehts noch gut. Dennoch müssen wir täglich darum kämpfen, überhaupt als Menschen gesehen zu werden („they’re human animals“). Die deutsche Öffentlichkeit (also Medien, Politik, etc.) juckt das absolut nicht. Komischerweise ist die halt auch größtenteils besetzt von weißen Eliten.
Sterben scheint nur relevant, wenn es in unserem geopolitischen Interesse ist, dieses Sterben zu instrumentalisieren.
Ich hab mich über die Solidarität mit den Ukrainischen Menschen gefreut, weil ich dachte, es ändert sich vielleicht endlich was. Tut mir unendlich leid, was den Leuten dort angetan wurde. Aber nö, Palästinenser sind wohl zu braun, zu muslimisch, zu weit weg, als dass man mit ihnen Empathie hätte.
Israel ist sicherlich nicht allgemein globaler Süden. Wenn du in die palästinensisch gebliebenen Städte gehst, Nazareth, Umm Fahem, etc. Das ist globaler Süden, weil die keine Kohle für Infrastruktur kriegen.
Aber geh mal zur Dizengoff-Str. oder in ein jüdisches Wohngebiet, da könntest du ebenso gut in New York oder im US-Suburb sein. Globaler Süden bedeutet Opfer vom westlichen Imperialismus und (ehemalige) Kolonien.
Throwaway übrigens weil ich am Flughafen Tel Aviv immer verhört und gefilzt werde. Besteht leider jedes Mal das reale Risiko im Flughafenknast bis zum nächsten Rückflug zu landen, falls die was auf meinem Handy finden was ihnen nicht gefällt.
Redet sich immer leicht über sowas zu sprechen wenn’s einen selbst nicht betrifft.
Als biodeutscher ohne Wurzeln in eine oder andere Richtung sehe ich ein paar deiner Argumente als nicht den Tatsachen entsprechend an.
Ich denke Kritik an Israel ist in Deutschland erlaubt, wie auch der Vizekanzler in seiner Rede deutlich sagte. Das ist weit entfernt von einer bedingungslosen Solidarisierung.
Ich bin weiterhin der Meinung, das Fahnen jeglicher Art nichts an Schulen zu verloren haben.
Ich heiße weder die Gewalttaten der einen oder anderen Seite gut. Ich fürchte dass der Konflikt so lange weiterbestehen wird, wie dort Menschen existieren, die bereit sind ihr Leben und das anderer zu Opfern, um ihren Willen durchzusetzen.
In den Medien lese ich Interviews mit hochrangigen Mitgliedern der Hizbollah. Wo ist Dir die systematische Unterdrückung aufgefallen? In Berlin haben erst vor wenigen Stunden ca. 8.500 Personen pro Palästina demonstriert – legal, wenn auch unter strengen Auflagen.. Am letzten Wochenende waren es 11.000 Menschen.
Hey, ja das ist glaub ich schwer zu verstehen, wenn man sich niemals in die Richtung geäußert hat. Ich kenne das z.B. von den Palästinensischen Gemeinden in Deutschland. Das sind größtenteils alte Säcke die vor Ewigkeiten nach Deutschland gekommen sind und machen eigentlich nichts außer Tee trinken und ein paar Reden zu halten denen keiner zuhört. Die wurden teilweise vom Verfassungsschutz beobachtet und haben große Probleme, Räume zu mieten, weil dann immer irgendwer von einer israelischen Lobbyorganisation die Vermieter anschreibt und sagt, die Palästinenser seien antisemiten. Wie gesagt, da trinken ein paar alte Säcke eigentlich nur Tee, sind aber eben Palästinenser.
Die Demonstrationen waren tatsächlich wochenlang verboten, nur wegen dem großen öffentlichen Druck und der Hartnäckigkeit der verschiedenen Gruppen können die Leute mittlerweile protestieren.
Gleichzeitig könnte ich z.b. mich niemals auf der Arbeit zu dem Thema äußern. Ich hab wirklich keine radikale Position, bin extrem müde vom Konflikt und will einfach nur Frieden. Aber habe trotzdem Angst dass ich gefeuert werden könnte wenn ich etwas pro Palästina sage. Würde UkrainerInnen niemals passieren.
Ich kann deine Haltung nachvollziehen und finde unsere Diskussion auch wertvoll.
Die Kernfrage ist ja: wie kommen wir zu dem Frieden, den sich Menschen auf beiden Seiten wünschen und wie kann in Drittländern wie Deutschland eine Atmosphäre geschaffen werden, die zumindest die Koexistenz beider Gruppen hier ermöglicht? Gewaltaufrufe beider Seiten gehören nicht dazu.