this post was submitted on 26 Jul 2023
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geb ich dir grundsätzlich Recht. Allerdings - wenn du bspw. im Bergischen Land lebst, dann viel Erfolg mit dem Fahrrad oder gar E-Bike. Da hast du dann schon Strecken von 10+ Kilometern zur nächsten Einkaufsmöglichkeit und darfst auf mindestens einem der Wege um die 100-200 Höhenmeter (teils sogar schön steil, weil die Straßen viel älter sind, als die Vorgaben zum Thema maximale Steigung zuließen) zurücklegen.
Klar, als gut trainierter, mittelalter Mensch ist das locker stemmbar. Aber frag mal die 70jährige Witwe, ob die da so viel Spass dran hätte, ihre Einkäufe so zu erledigen.
Wo es flach ist - kein Problem. Wo es ETWAS Höhenzüge oder relativ kurze Strecken gibt - auch kein Problem. Aber es gibt halt noch so ca. 10-15% unserer Bevölkerung, die in Regionen lebt, wo man solche Bedingungen eben nicht vorfindet, sondern, wie oben beschrieben, eher zerklüftete oder zersiedelte Ecken, gibt es halt nur wenige Alternativen. Und GENAU DA sind kleine, leichte PKW für gedacht
Auch das ist kein wirkliches Problem, sondern einfach nur ein Problem unserer Regulierungen, das wir problemlos beheben könnten. Warum sind richtig steile Berge ein Problem auch für Pedelec-Fahrer? Weil deren Motoren gesetzlich auf 250W-Tretunterstützung gedrosselt sind. Könnten die mehr? Klar. Wäre es ein Problem ein Fahrrad mit Motor zu bauen, mit dem auch eine 70jährige Witwe problemlos einen steilen Berg hochkommt? Nein. Gibt es da mit den S-Pedelecs eine völlig regulatorisch verfrickelte Fahrzeugklasse? Ja. Könnte man mehrspurige Lastenräder bauen, die problemlos einen Berg hochkommen? Klar. Aber eher weniger in unserer aktuellen Gesetzeslage. Könnte man die aktuelle Gesetzeslage ändern? Wir haben einen FDP-Verkehrsminister.
(und was man nicht vergessen sollte: Berge sind scheiße beim Radfahren, ja. Aber der allergrößte Teil der Menschen in Deutschland wohnt eher im Flachland. Die meisten Großstädte in DE sind flach. Die Bevölkerungsdichte ist in den flachen Bereichen am höchsten. Es beschwert sich halt keiner, wenn der Schwarzwaldbauer seinen dicken Jeep fährt - aber wenn du der Meinung bist, dass du in Hamburg-Mitte einen dicken Jeep fahren musst, dann halt schon)
stimme ich in allen Punkten zu. Allerdings will ich zu bedenken geben, dass man dann auch gesellschaftlich etwas machen muss. Denn das Fahrrad wird gerade in den Regionen auch immer noch als "Störfaktor" wahrgenommen (nicht nur dort btw.).
Ich habe mich bspw. schon mit etlichen FDPlern in Düsseldorf angelegt, die sich lautstark drüber aufregen, dass Radfahrer, die auf dem RADWEG in der Innenstadt fahren, die auf dem RADWEG laufenden Fußgänger doch gefährden würden und daher aus der Stadt verbannt oder mit einem generellen Tempolimit, Kennzeichenpflicht und Co. belegt werden sollten.
Wenn wir jetzt Fahrräder zusätzlich mit noch mehr Motorleistung ausstatten und immer noch als "normale" Fahrräder behandelten, wird es im ersten Schritt erstmal einen weiteren, lautstarken Aufschrei geben. Dessen sollten wir uns im klaren sein.
bist du eine 70 jährige Witwe?
Also ist es doch für 90% der Bevölkerung kein Problem?
Die Alten, die kein Fahrrad mehr fahren können, sind bei diesen Themen irgendwie immer ein beliebter Strohmann, aber genau diese Alten sollten oft auch kein Auto mehr fahren. Gerade für sie wäre es ein riesiger Vorteil, wenn wir einen besseren ÖPNV hätten.
Viele davon fahren ja auch gar kein Auto mehr, sondern nehmen sich für fast alle Strecken die sie zu Fuß nicht schaffen ein Taxi. Was vollkommen in Ordnung ist, Taxis sind auch ein wichtiger Bestandteil der städtischen Infrastruktur
Shocking News: Man kann auch die Probleme anderer berücksichtigen, ohne selbst betroffen sein zu müssen. Undenkbar für Unions- und FDP-Politiker, ja, aber durchaus möglich und in der heutigen Zeit absolut nötig.
Und ja, für nahezu alle Menschen in der Stadt wäre es unnötig, da wir ja andere Möglichkeiten haben. Diese müssten lediglich hochskaliert werden. Da aber diese Gewichtung nicht ausreichend kommuniziert bzw. im Hinterkopf behalten wird, nutzen die 90% die 10% als Ausrede und die 10% fühlen sich gleichzeitig von den übrigen Leuten bevormundet. Beides ergibt, dass sich nichts ändert.
Man löst das Problem also nur dadurch, dass man erkennt, WO das Problem ist und dieses mit praktikablen Lösungen angeht. Tut man das nicht - schau dir Berlin an und wie Fahrradspuren aufgelöst werden, weil eine Lobbyistin meint, damit könne man keine Verkehrsprobleme lösen...
exakt das ist, was ich an deinem Kommentar kritisiere. Du schiebst die 70-Jährige Witwe und die Leute die auf dem Land als Grund vor, der im ersten Moment so wirkt als würdest du die komplette Aussage illegitimisieren wollen. Wenn das nicht der Fall ist, hast du dich in meinen Augen falsch ausgedrückt.
ich illegitimisiere nicht, ich erkenne allerdings die Gegenargumente an und möchte damit illustrieren, dass diese nicht durch Änderungen bzw. Maßnahmen auf einen Schlag exkludiert werden, sondern für eben genau jene ebenfalls eine Lösung existiert.
Damit hole ich dann nicht nur diese 10%, die unmittelbar betroffen sind, mit an Bord, sondern auch jene der 90%, die genau diese 10% ebenfalls im Kopf haben (jeder Mensch kennt jeden anderen um drei Ecken...), womit ich dann insgesamt eine große Mehrheit hinter dem Vorschlag vereinen kann.
Man kommt nicht weiter, wenn man Menschen eine Lösung zeigt, die irgendwas auslässt. Du musst für die kleinste Minderheit zumindest IRGENDWAS als Plan B in der Hinterhand haben. DANN wird es akzeptiert. Ansonsten verhindern die Vorbehalte selbst das sinnvollste Unterfangen.