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"Stell' Dir vor, Du wachst auf und hast Dich in eine Raupe verwandelt. Deine kurzen Gliedmaßen berühren kaum den Boden, Deine Augen sind blind und Deine Zunge ist abgeschnitten. Du bist gefangen in einem leeren Raum aus Beton, spürst nichts außer der kalten Luft auf Deiner Haut und über Dir hängt ein riesiges Licht", so beschreibt Xia Chaochuan ihre Tage in einem chinesischen Gefängnis. 37 Tage Einzelhaft und später nochmal 28 Tage, unter anderem, weil sie im Winter 2022 an den "White Paper"-Protesten teilgenommen hatte.

Die leeren weißen Blätter waren zum Symbol geworden für die größten Demonstrationen seit 1989, die als Protest gegen die extremen Corona-Maßnahmen begannen und sich zum Protest gegen die kommunistische Führung ausweiteten - getragen vor allem von jungen Frauen. Frauen wie Xia Chaochuan mussten einen hohen Preis für ihren Mut zahlen: Verhaftungen, mentale und physische Folter, Druck auf sie selbst, auf Freunde und Familie - bis heute.

In den Tagen nach den Protesten kontrollierte die Polizei willkürlich die Handys von Passanten, auf der Suche nach Fotos der Proteste oder in China verbotenen westlichen Messenger-Apps. Xia Chaochuan erzählte vor wenigen Tagen auf dem Genfer Gipfel für Menschenrechte und Demokratie von ihren Erlebnissen. Das kann sie, weil sie inzwischen nicht mehr in China lebt. Die Aktivistin für Frauen- und LGBT-Rechte hat in Europa politisches Asyl beantragt.

Bloggerin für vier Jahre in Haft

Viele Chinesinnen und Chinesen kämpfen bis heute mit den wirtschaftlichen oder psychischen Folgen der harten Null-Covid-Politik ihres Landes. Sorgen gemacht haben sich im In- wie im Ausland viele um Zhang Zhan. Die chinesische Bloggerin hatte über die Corona-Lockdowns in Wuhan berichtet und war zu vier Jahren Haft verurteilt worden. Der Vorwurf: sie habe "Streit geschürt und Ärger provoziert", in China die gängige Begründung der Staatsführung für in irgendeiner Art unbequeme Menschen.

Die Botschaft der USA in China veröffentlichte ein Pressestatement und verurteilte das Handeln der Regierung: "Wir fordern die Volksrepublik China erneut auf, die Menschenrechte von Frau Zhang zu achten und die restriktiven Maßnahmen, denen sie und alle Journalisten in der Volksrepublik China ausgesetzt sind, wie Überwachung, Zensur, Schikanen und Einschüchterung, unverzüglich zu beenden."

Mitte Mai sollte sie freikommen, ihr genauer Aufenthaltsort war lange unklar. Am Dienstag dann endlich auf der Plattform X ein Lebenszeichen von ihr: Sie sei bei ihrer Familie, habe aber noch immer "eingeschränkte Freiheit."

Virologe wird aus seinem Labor ausgesperrt

Neben Journalistinnen und Journalisten spüren auch Forschende bis heute die Konsequenzen der Pandemie. Vor ein paar Wochen bekam ein Foto von Zhang Yongzhen viel Aufmerksamkeit, das er auf seinem Social-Media-Profil bei Weibo gepostet hatte: Der Virologe liegt auf Pappkartons vor der Eingangstür seines Labors, links und rechts von ihm jeweils zwei Sicherheitsleute in Uniform und Mundschutz.

Zhang Yongzhen hatte Anfang Januar 2020 - in den ersten Tagen der Pandemie - eine Probe eines Corona-Patienten aus Wuhan erhalten und das Virus entschlüsselt. Er warnte die chinesischen Behörden in einer internen Mitteilung vor der möglichen Ausbreitung. Die Reaktion: Am nächsten Tag wurde sein Labor geschlossen.

Er veröffentlichte die Sequenz wenige Tage später, obwohl die Gesundheitsbehörden dies nicht genehmigt hatten. Im Ausland wurde er dafür mit Preisen ausgezeichnet, denn seine Forschung half zum Beispiel, Tests oder Impfungen zu entwickeln. In China hingegen verlor er einen Posten im Zentrum für Seuchenkontrolle und -prävention und hat bis heute immer wieder Schwierigkeiten.

Sein Protest dieses Mal und die große Aufmerksamkeit, die er damit erregte, zeigte Wirkung: Nach einigen Tagen ließen die Behörden ihn wieder in sein Labor. Das medizinische Zentrum in Shanghai habe "vorläufig zugestimmt", dass er und sein Team weiterarbeiten dürften, schreibt der Forscher auf seinem Account. Es war sicher nicht das letzte Mal, dass Zhang Yongzhen Probleme bekam: Chinesische Wissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, die zum Coronavirus forschen, berichten über anhaltenden Druck.

Chinas Null-Covid-Politik

Zu Beginn erfolgreich: Nach dem Ausbruch im zentralchinesischen Wuhan, wo Ende 2019 weltweit die ersten Infektionen entdeckt worden waren, brachten die Behörden die Infektionen im Frühjahr 2020 mit radikalen Maßnahmen unter Kontrolle.

Dann kam Omikron: Die sich schnell verbreitende Omikron-Variante veränderte die Lage, doch China blieb bei seiner Null-Covid-Strategie. Während der Rest der Welt inzwischen nach Wegen suchte, um mit dem Virus zu leben, wollte China jeden einzelnen Fall, jeden Ausbruch mit strengen Maßnahmen im Keim ersticken. Mit harten Maßnahmen wie täglichen Massentests oder der Abriegelung von ganzen Wohnblocks oder gar Städten wegen weniger (Verdachts-) Fälle wurden die Freiheitsrechte der Chinesinnen und Chinesen extrem eingeschränkt.

Die unvorbereitete Öffnung: Im Dezember 2022 verabschiedete die Staatsführung sich dann von einem Tag auf dem anderen von der strikten Null-Covid-Strategie. Nach der unvorbereiteten Öffnung hatte das Virus leichtes Spiel, denn es traf auf eine wenig immunisierte Bevölkerung, in der vor allem von den Alten nicht genug geimpft waren - und auf ein überlastetes Gesundheitssystem.

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submitted 4 months ago* (last edited 4 months ago) by connaisseur@lemmy.ca to c/dach@feddit.de
 
 

Überschriften, bei denen man als Journalist wahrscheinlich jahrelang wartet sie zu schreiben.

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Es ist Mittwoch 🍱 meine Bentos

@dach

#sushi #sushiliebe #frosch #mittwoch

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Einige Menschen aus dem deutschsprachigen Lemmyteil haben sich in dem verlinkten Matrixraum zusammengefunden, um die Gründung eines Lemmy-Vereines zu planen. Die Planung des Vereines geht aus der Erfahrung hervor, dass feddit.de den Betrieb aus technischen Gründen^TM^ seit 2 Monaten stark einschränken musste und den Konsequenzen, die wir daraus gezogen haben. Die Server müssen zuverlässig sein, wobei weder ein Gemeinschaft-Migrationstool, noch passives Meckern helfen. Frei nach dem Motto "Tu wat!" haben wir uns also zusammengefunden, um den Besitz der Server zu demokratisieren und die Server zuverlässiger zu machen, indem wir sie gemeinsam finanzieren und betreuen. Was sich darüber hinaus noch entwickelt, ist noch nicht abzusehen, aber soviel ist schonmal geplant.

Alle, die Lust haben, vorbeizuschauen (und vielleicht sogar mit zu planen), können das gerne tun! :)

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Die chinesische Regierung übt extremen Druck aus, um Tibeter*innen zur Umsiedlung ihrer alteingesessenen Dörfer zu zwingen, und führt die Betroffenen in die Irre, indem sie behaupten, die Umsiedlung führe zu mehr Beschäftigung und höheren Einkommen, so Human Rights Watch (HRW). Die chinesische Regierung sollte die Umsiedlungen in Tibet aussetzen und die chinesischen Gesetze und Normen sowie das internationale Recht in Bezug auf Umsiedlungen und Zwangsräumungen respektieren, so HRW.

Chinas Regierungsbehörden setzen auf dem Land lebende Tibeterinnen systematisch unter extremen Druck, um sie zur Umsiedlung ihrer alteingesessenen Dörfer zu zwingen, so Human Rights Watch in einem heute veröffentlichten Bericht. Seit 2016 haben Beamtinnen in der Autonomen Region Tibet 500 Dörfer mit mehr als 140.000 Einwohner*innen an neue, oft Hunderte von Kilometern entfernte Orte umgesiedelt oder sind im Begriff, dies zu tun.

Der 71-seitige Bericht, „'Educate the Masses to Change Their Minds': China's Coercive Relocation of Rural Tibetans“ schildert detailliert, wie die Teilnahme an Programmen zur „Umsiedlung ganzer Dörfer“ in Tibet einer Zwangsräumung gleichkommt, die gegen das Völkerrecht verstößt. Von offizieller Seite wird irreführend behauptet, dass diese Umsiedlungen „die Lebensgrundlage der Menschen verbessern“ und „die Umwelt schützen“ würden. Die Regierung hindert die umgesiedelten Menschen an einer Rückkehr in ihre ehemaligen Häuser, indem sie sie auffordert, diese Häuser innerhalb eines Jahres nach der Umsiedlung abzureißen.

„Die chinesische Regierung behauptet, die Umsiedlung tibetischer Dörfer erfolge freiwillig, aber offizielle Medienberichte widersprechen dieser Behauptung“, sagte Maya Wang, stellvertretende China-Direktorin bei Human Rights Watch. „Diese Berichte zeigen deutlich, dass es für die Bewohner*innen eines Dorfes, das vollständig umgesiedelt werden soll, praktisch unmöglich ist, den Umzug zu verweigern, ohne mit ernsthaften Konsequenzen rechnen zu müssen.“

Der Bericht stützt sich auf über 1.000 offizielle chinesische Medienartikel, die zwischen 2016 und 2023 veröffentlicht wurden. Er enthält drei Fallstudien sowie Videoaufnahmen, die im Detail die Argumente und Methoden zeigen, die chinesische Beamtinnen anwenden, um die „Zustimmung“ der Bewohnerinnen zur Umsiedlung ihrer Dörfer zu erhalten.

Die Politik der chinesischen Regierung in Tibet sieht vor, dass jeder Haushalt in jedem betroffenen Dorf der Umsiedlung zustimmen muss. Human Rights Watch fand mehrere Hinweise auf anfängliches Zögern der Tibeter*innen, deren Dörfer umgesiedelt werden sollten. In einem Fall wollten 200 von 262 Haushalten in einem Dorf in der Gemeinde Nagchu zunächst nicht in ein fast 1.000 Kilometer entferntes Gebiet umgesiedelt werden. Nach Angaben der Regierung erklärten sich schließlich jedoch alle zu diesem Umzug bereit.

Die chinesischen Behörden führen ihren Erfolg bei der Erlangung der ausnahmslosen Zustimmung auf ihre „Öffentlichkeitsarbeit“ und die „ideologische Arbeit von Tür zu Tür“ zurück, die von den Beamtinnen vor Ort durchgeführt wird. Dazu gehören oft übergriffige Hausbesuche. In einigen Fällen besuchen Beamtinnen aufsteigenden Dienstgrades wiederholt die Familien zu Hause, um deren „Zustimmung“ zu erhalten. Bisweilen teilen sie den Bewohner*innen mit, dass wichtige Dienstleistungen an ihrem derzeitigen Wohnort gestrichen würden, sollten sie nicht umziehen.

Dorfbewohnerinnen, die sich gegen die Umsiedlungen aussprechen, werden öffentlich bedroht und der „Verbreitung von Gerüchten“ bezichtigt. Die Beamtinnen sind angewiesen, in solchen Fällen „schnell und entschlossen“ vorzugehen, was bedeutet, dass den Betroffenen verwaltungs- und strafrechtliche Sanktionen drohen. Darüber hinaus verlangen die Behörden, dass jedes betroffene Dorf einen Konsensbeschluss fasst. Hierbei darf sich niemand aus dem Dorf der Abstimmung entziehen, was zu einem zusätzlichen Gruppendruck auf alle Einwohner*innen führt.

Neben den Programmen, die ganze Dörfer umsiedeln, wenden die Behörden in Tibet auch eine Form der Umsiedlung an, die als „Umsiedlung einzelner Haushalte“ bekannt ist. Dabei werden in der Regel ärmere Haushalte für die Umsiedlung an Orte ausgewählt, die für die Einkommensgenerierung besser geeignet sind. Im Rahmen dieses Programms hat die Regierung zwischen 2016 und 2020 insgesamt 567.000 Menschen in tibetischen Gebieten Chinas umgesiedelt.

Die für dieses Programm ausgewählten Menschen durften die Teilnahme zwar ablehnen, doch aus offiziellen Medienberichten geht hervor, dass die Beamt*innen ihnen routinemäßig versicherten, die Umsiedlung werde zu besseren Beschäftigungsaussichten und höheren Einkommen führen. Studien chinesischer regierungsnaher Forschender in Tibet zeigen jedoch, dass die meisten Menschen, die in stadtnahe Gebiete umgesiedelt wurden, in denen sie ihre Fähigkeiten in der Landwirtschaft oder Viehhaltung nicht mehr einsetzen können, keine dauerhafte Beschäftigung finden.

Zwar finden derartige Massenumsiedlungen von Menschen in armen ländlichen Gebieten auch andernorts in China statt, nach Erkenntnissen von Human Rights Watch haben sie jedoch verheerende Auswirkungen auf die tibetischen Gemeinschaften. In Verbindung mit den laufenden Programmen der chinesischen Regierung zur Assimilierung der tibetischen Schulbildung, Kultur und Religion an die der „chinesischen Nation“ untergräbt die Umsiedlung ländlicher Gemeinden die tibetische Kultur und Lebensweise oder fügt ihnen großen Schaden zu - nicht zuletzt deshalb, weil die meisten Umsiedlungsprogramme in Tibet ehemalige Bäuerinnen und Viehzüchterinnen in Gebiete verschlagen, in denen sie ihren Lebensunterhalt nicht mehr wie zuvor bestreiten können, sodass sie gezwungen sind, in nicht landwirtschaftlichen Industrien zu arbeiten.

„Die Massenumsiedlungen tibetischer Dörfer führen zu einer ernsthaften Erosion der tibetischen Kultur und Lebensweise“, sagte Wang. „Die chinesische Regierung sollte die Umsiedlungen in Tibet so lange aussetzen, bis eine unabhängige, fachkundige Überprüfung der bestehenden Politik und Praktiken durchgeführt wird, um festzustellen, ob diese mit den chinesischen Gesetzen und Normen sowie dem internationalen Recht in Bezug auf Umsiedlungen und Zwangsräumungen vereinbar sind.“

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Der AfD-Spitzenkandidat Maximilian Krah will nicht alle SS-Angehörigen zu Verbrechern erklären. Das brachte für Marine Le Pen das Fass zum Überlaufen: Keine Fraktion mit der AfD mehr, heißt es jetzt.

Das Rassemblement National (RN) bricht mit der AfD und will mit der deutschen Partei im Europäischen Parlament künftig nicht mehr in einer Fraktion sitzen. Das hat Alexandre Loubet, der Wahlkampfleiter des RN-Spitzenkandidaten Jordan Bardella, am Dienstag in der Zeitung „Libération“ angekündigt. „Wir werden in der nächsten Legislaturperiode nicht mehr mit ihnen zusammensitzen“, sagte Loubet.

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Autobauer wie BMW und Volkswagen haben laut einer Untersuchung des US-Kongresses wissentlich Bauteile eines chinesischen Zulieferers verbaut, der seine Produkte nachweislich mit Zwangsarbeit herstellt. Auch der britische Autokonzern Jaguar Land Rover habe Autoteile mit derartig zweifelhafter Herkunft importiert.

In den USA gilt seit 2021 ein Gesetz namens Uyghur Forced Labor Prevention Act (UFLPA), das die Einfuhr aller Güter aus Xinjiang untersagt, wenn die Unternehmen nicht glaubwürdige Beweise vorlegen können, dass für die Herstellung keine Zwangsarbeit genutzt wurde. Auf der Liste der untersagten Hersteller sind mittlerweile mehr als 80 chinesische Firmen aufgeführt. Profitieren BMW und VW von Zwangsarbeit?

In einem am Montag vorgelegten Bericht des Finanzausschusses im US-Senat heißt es, dass BMW Fahrzeuge hergestellt und importiert habe, die «mutmaßlich mit Zwangsarbeit» gefertigt wurden.

Deutschlands größter Autohersteller Volkswagen habe ebenfalls Fahrzeuge mit solchen Bauteilen für den US-Markt hergestellt, hieß es in dem Bericht. Der Konzern unterhalte außerdem weiterhin Geschäftsbeziehungen in die nordwestchinesische Region Xinjiang, in der die dort beheimatete muslimische Minderheit der Uiguren nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen systematisch unterdrückt wird. Unternehmen wussten von Zwangsarbeit

Volkswagen hatte dieses Jahr bereits öffentlich gemacht, dass eine Lieferung mit VW-Fahrzeugen für die USA Bauteile enthalten habe, die dort auf der schwarzen Liste stehen.

Der Senatsausschuss fand nach eigenen Angaben nun heraus, dass zudem BMW wissentlich «Tausende Fahrzeuge» mit verbotenen Bauteilen importiert habe. Es handelt sich demnach um mindestens 8000 Mini Cooper. Der Import sei «bis mindestens April 2024» fortgesetzt worden. BMW erklärte allerdings, dass Jingweida nicht auf seiner Lieferantenliste stehe.

In einer Erklärung sagte der Vorsitzende des Finanzausschusses im US-Senat, Ron Wyden, dass «die Autohersteller den Kopf in den Sand stecken und dann schwören, dass sie keine Zwangsarbeit in ihren Lieferketten finden können».

«Irgendwie haben die Mitarbeiter des Finanzausschusses aufgedeckt, was milliardenschwere Unternehmen anscheinend nicht konnten: Dass BMW Autos und Jaguar Land-Rover-Teile importierte und VW AG Autos herstellte, die alle Komponenten von einem sanktionierten Zulieferer enthielten», fügte er hinzu. «Die Eigenkontrolle der Autohersteller ist offensichtlich nicht ausreichend.»

Er rief zudem die US-Zollbehörden auf, entschieden gegen Unternehmen vorzugehen, «die schamlose Nutzung von Zwangsarbeit in China befördern».

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Im vergangenen Jahr kam es zu einer deutlichen Zunahme politisch rechts motivierter Gewalttaten. Die Beratungsstellen rechnen mit einer weiteren Verschlechterung der Situation.

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In Teilen der Bevölkerung bestünden Radikalisierungstendenzen bis hin zur versuchten Delegitimierung des Staates und seines Gewaltmonopols. „Diese Entwicklung müssen wir sehr ernst nehmen, denn sie bedroht unsere Demokratie und unseren gesellschaftlichen Frieden.“

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Die Beratungsstellen zeigten sich besorgt über die Entwicklung. „Der Anstieg rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt im Jahr 2023 hat zu einer dramatischen Ausweitung der Gefahrenzonen für viele Menschen geführt“, sagte VBRG-Vorstandsmitglied Judith Porath.

„Eine vielerorts unerträgliche Normalisierung von Antisemitismus, Rassismus und extrem rechter Ideologien belastet und verändert den Alltag sehr vieler Betroffener.“

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Der VBRG kritisierte für 2023 „erneut eine gravierende Untererfassung rechter Gewalt durch Strafverfolgungsbehörden – auch bei schweren Gewalttaten“.

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Von den 2589 politisch rechts motivierten Angriffen waren laut Opferberatungsstellen insgesamt 3384 Menschen betroffen. Davon waren 585 Kinder und Jugendliche. Porath warnte, dass solche Gewalterfahrungen sehr schwere Auswirkungen auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen haben können.

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Der Direktor der Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Jens-Christian Wagner, warf der AfD bei der Vorstellung der Jahresstatistik vor, der rechten Gewalt den Boden zu bereiten. „Zur Verrohung der politischen Kultur trägt leider die AfD in Deutschland ganz wesentlich bei – und das nicht nur im Netz, sondern auch auf den Straßen“, sagte Wagner.

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In manchen Regionen habe die Partei bereits die „kulturelle Hegemonie“ errungen, die Zivilgesellschaft werde eingeschüchtert, betonte Wagner. In dieser Atmosphäre würden Rechtsextremisten ermutigt, Gewalttaten zu begehen. „Hier darf eine wehrhafte Demokratie nicht tatenlos zusehen.“ Der Gedenkstättenleiter forderte Bundestag, Bundesrat und Bundesregierung auf, ein Verbot der AfD zu prüfen: Seiner Meinung nach spreche viel für ein solches Verbot.

Porath forderte ein entschlosseneres Eintreten von Justiz- und Regierungsseite gegen rechts – und beklagte oftmals schleppende Gerichtsverfahren bei Fällen rechter Gewalt. „Allzu oft fühlen sich die Betroffenen von den Institutionen des Rechtsstaats im Stich gelassen“, sagte sie. „Sie erleben eine große Diskrepanz zwischen den Versprechen der Politik und der Realität in den Ermittlungsverfahren.“

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Dass ein Staat demokratisch ist, heiße leider nicht, dass er deswegen keine Kriegsverbrechen begehen kann, sagt der Völkerrechtler Kai Ambos.

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ZEIT ONLINE: Sie rechnen damit, dass die Haftbefehle erlassen werden?

Ambos: Das ist sehr wahrscheinlich, so sieht es eigentlich auch jeder, mit dem ich bisher gesprochen habe.

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ZEIT ONLINE: Israel erkennt den Internationalen Strafgerichtshof gar nicht an, es hat die entsprechenden Verträge nie unterzeichnet. Wie kommt es dann doch zu diesen Haftbefehlen?

Ambos: Die Gerichtsbarkeit ergibt sich aus dem Tatort. Der Gazastreifen zählt zu Palästina, Palästina ist ein Staat im Sinne des Statuts des Gerichtshofs und hat sich durch den Beitritt seiner Jurisdiktion unterworfen. Damit ist der Gerichtshof für das gesamte Gebiet Palästinas, also neben Gaza auch Westjordanland und Ostjerusalem zuständig.

[...]

ZEIT ONLINE: Was denn?

Ambos: Mich interessiert besonders, was die Bundesregierung jetzt sagt. Die müsste doch mal aus der Deckung kommen und sagen, wir unterstützen den ICC vorbehaltlos und schützen seine Integrität und Unabhängigkeit. Natürlich steckt die Bundesregierung da in einem Dilemma. Einerseits ist Deutschland nach den USA der zweitwichtigste Unterstützer Israels. Aber andererseits hat sich Deutschland immer zu den Prinzipien des Völkerstrafrechts bekannt, ist der zweitwichtigste Beitragszahler des ICC, tritt ein für die Verfolgung russischer Kriegsverbrechen in der Ukraine. Wenn wir jetzt nicht ohne Wenn und Aber zum IStGH stehen, liefern wir seinen Hauptgegnern, vor allem den Chinesen und den Russen, praktisch eine Vorlage, noch direkter gegen den ICC vorzugehen. Insoweit finde ich die Stellungnahme des Auswärtigen Amts enttäuschend.

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ZEIT ONLINE: Chefankläger Khan sagt, die Ermittlungen gingen weiter. Rechnen Sie damit, dass noch weitere Haftbefehle beantragt werden?

Ambos: Da kann man derzeit nur spekulieren, die Ermittlungen gehen jedenfalls weiter und der Krieg ja leider auch. Jetzt muss man erst mal abwarten und sehen, ob der Internationale Strafgerichtshof das durchsteht, was er gerade angefangen hat. Er hat Haftbefehle gegen den russischen Staatschef und gegen den israelischen Ministerpräsidenten beantragt. Nun muss es darum gehen, die Unabhängigkeit und Integrität des ICC zu schützen.

ZEIT ONLINE: Sehen Sie die in Gefahr?

Ambos: Ja, leider. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass wieder, wie schon einmal unter den Präsidenten Bush junior und Trump, US-Sanktionen gegen den ICC verhängt werden. Da wurden Konten eingefroren, Einreiseverbote gegen Mitglieder des Gerichts ausgesprochen, das ganze Repertoire. Putins Russland hat gleich Haftbefehle gegen die Mitglieder der Kammer verhängt, die den Haftbefehl gegen ihn genehmigt hat. Und dann kann man natürlich auch versuchen, das gesamte Gericht zu treffen, als Institution. Andererseits gibt es auch in Washington genug Leute, die mit Blick auf die Kriegsverbrechen in der Ukraine und in anderen Weltgegenden bremsen würden, die sagen würden, wir brauchen das Gericht noch gegen Putin. Jedenfalls müssen Deutschland und die EU sich gerade jetzt eindeutig zum Internationalen Strafgerichtshof bekennen.

https://archive.is/sHdk3

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