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Interessant:

Problematisch ist darüber hinaus eine Haltung, die auch von vielen demokratischen Akteur_innen vertreten wird und mit der ein positives Image der Stadt im Vordergrund steht. Um dieses aufrecht zu erhalten, werden dann Menschen, die Verantwortung übernehmen und Betroffene schützen, zum Problem oder als dessen Ursache erklärt. Der Verlauf dieser Situation – Marginalisierung, Schuldzuweisung, Androhung von Disziplinarverfahren und Versetzung an andere Schulen – lässt sich als Prozess der Eskalation beschreiben, der einhergeht mit einer Nichtbenennung und Normalisierung von Rechtsextremismus. Er hätte meiner Erfahrung nach in dieser Form gegenwärtig nicht in einem westdeutschen Gemeinwesen stattfinden können. Es braucht hierzu eine kritische Aufarbeitung, die etwa in Burg bis heute sowohl an der Schule als auch im Gemeinwesen aussteht.

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[–] agressivelyPassive@feddit.de 17 points 7 months ago (28 children)

Man darf dabei nicht vergessen, dass "Der Osten" a) historisch zur Wahrung der Fassade erzogen wurde (Normerfüllung) und b) um das schlechte Image als Nazi-Hochburg weiß (Baseballschlägerjahre).

[–] Anekdoteles@feddit.de 8 points 7 months ago (15 children)

Das mag einen Beitrag geleistet haben, aber die wesentlichen Gründe, warum der Osten braun ist, sind wo ganz anders zu suchen. Allen voran darin, dass es für den Osten durch Dinge, die im Zuge der Wiedervereinigung passiert sind, einen Opfermythos gibt und zwar unabhängig vom Wahrheitsgehalt der dem Mythos zugrundeliegenden Thesen. Ein weiterer entscheidender Grund liegt in meinen Augen zweifelsfrei darin, dass der Osten so dünn besiedelt ist. Urbanität ist das Penicilin gegen Faschismus. Es ist nicht nur kein guter Nährboden, sondern strahlt auch an den Rändern heilsam aus und diese beiden Eigenschaften von Städten fehlen im Osten weitestgehend.

[–] lichtmetzger@feddit.de 7 points 7 months ago* (last edited 7 months ago)

Urbanität ist das Penicilin gegen Faschismus.

Ich wohne in der größten Stadt in MV (Rostock) und wollte mal schauen, ob sich das anhand der Zahlen der letzten Landtagswahlen wirklich abbilden lässt, weil ich das grundsätzlich skeptisch gesehen habe und nicht so ganz glauben wollte.

Also habe ich mal geschaut, wie viele Menschen in verschiedenen Wahlkreisen in Rostock die AfD gewählt haben. In der Hansestadt selbst haben wir vier Wahlkreise, mit diesen Ergebnissen (Erst- und Zweitstimme):

I: 15,8% / 14,1%
II: 13,1% / 11,8%
III: 8,1% / 7,4%
IV: 11,3% / 10,8%

Das Umland rund um Rostock bildet sich ebenfalls in vier Wahlkreisen (Landkreis Rostock I-IV) ab. Das sind die Ergebnisse:

I: 16,6% / 15,4%
II: 16,2% / 15,0%
III: 22,3% / 19,7%
IV: 19,4% / 17,6%

Die höchsten Wertungen hat die AfD in diesen Wahlkreisen eingefahren:

Vorpommern-Greifswald IV: 28% / 23,7%
Mecklenburgische Seenplatte I - Vorpommern-Greifswald I: 27,4% / 24,0%
Vorpommern-Greifswald V: 26,8% / 23,3%
Vorpommern-Greifswald III: 25,5% / 23,7%
Mecklenburgische Seenplatte V: 24,0% / 22,4%
Vorpommern-Greifswald II: 23,6% / 21.3%
Vorpommern-Rügen II - Stralsund III: 22,7% / 21,5%

Das sind alles recht dünn besiedelte Wahlkreise ohne größere Städte, oft sehr großräumige Gebiete rund um die Stadt Greifswald. Die Stadt Greifswald wiederum hat nicht so hohe Ergebnisse für die AfD eingefahren ("nur" 13,1% / 12,4%).

Man kann an diesen Ergebnissen tatsächlich sehen, dass mehr rechts gewählt wird je weiter man aus den Städten rauskommt, also scheint der Vorposter grundsätzlich Recht zu haben (und mein Empfinden, dass Rostock eine linke Hochburg in einem Sumpf aus Braun ist, ist auch nicht so ganz getrübt - auch wenn die Abgrenzung zum Umland nicht so groß ist, wie ich es mir gewünscht hätte).

Aber es gibt auch einige Ausreißer, die nicht in dieses Schema passen. Warum z.B. ist der Anteil an AfD-Wählern im Wahlkreis I der Stadt Rostock höher als alle anderen? Hier kann ich nur vermuten. Dieser Wahlkreis besteht aus Stadtteilen wie Lichtenhagen (was den meisten ein Begriff sein dürfte) - hier reiht sich eine Plattenbauwohnung an die nächste. Die Mieten sind im Vergleich zu anderen Stadtteilen sehr günstig und dementsprechend wohnt dort vor allem eine ärmere Bevölkerung. Für mich persönlich ist es daher nicht so überraschend, dass die Ergebnisse hier so hoch sind. Ich würde den Schluss ziehen, dass die Urbanisierung schon einen hohen Einfluss darauf hat, wieviel rechts gewählt wird, eine Verarmung / "Ghettoisierung" der Bevölkerung innerhalb eines Stadtteils (und damit verbunden vielleicht auch eine generelle Unzufriedenheit) die Wahlergebnisse aber auch stark beeinflussen kann.

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